Notfallversorgung in Berlin
Die Notfallversorgung in Berlin hat in den vergangenen Monaten immer wieder besorgniserregende Meldungen verursacht. Zeitweise waren keine Rettungswagen verfügbar. Die Mitarbeitenden arbeiten am Limit. Und als Dank werden sie immer häufiger am Einsatzort verbal und körperlich angegriffen. In jedem Falle ist das ein unhaltbarer Zustand. Schnelle Lösungen sind nicht in Sicht. Der Ruf nach mehr Personal und besserem Schutz scheitert schlicht an der Verfügbarkeit qualifizierter Personen. Dies hat sicherlich auch mit der herausfordernden Arbeitssituation dieser Berufe zu tun. Dazu kann allerdings jeder von uns einen Beitrag leisten. Menschen, die sich für uns Tag für Tag als letzte Rettung bereithalten gebührt in jedem Falle unser höchster Respekt und Anerkennung. Die beste Möglichkeit diesen Respekt auszudrücken, besteht darin, sich selbst nicht unnötig zu gefährden oder in Notlagen zu bringen. Das gilt auch für den Fall, in dem wir auf den ersten Blick keine andere Lösung erkennen können, als den Notruf zu wählen. Eine Ursache für die hohe Arbeitsbelastung unserer Rettungskräfte liegt auch darin, dass die Anzahl der Notrufe deutlich zugenommen haben. Viele Experten betonen in diesem Zusammenhang, dass insbesondere die Anzahl der nicht zwingend notwendigen Alarmierungen zugenommen haben. Dieses Phänomen ist auch in Notaufnahmen der Krankenhäuser zu beobachten. Auch Praxen klagen über das große Aufkommen von vermeintlichen Notfällen, die bei näherer Analyse keinen unmittelbaren Behandlungsbedarf erkennen lassen. Insofern sind wir alle gefordert, unsere eigene Situation im Hinblick auf den unmittelbaren Bedarf einer Behandlung in der Praxis, dem Krankenhaus und ganz besonders für einen Notruf kritisch zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit dem zentralen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen (ein Zusammenschluss aller niedergelassener Ärzte) unter der Rufnummer 116117 (auch online unter 116117.de oder über die sozialen Medien) hervorzuheben. Aber auch die bekannten Diagnose-Apps bieten heute schon eine fachlich fundierte Ersteinschätzung bei unbekannten Symptomen. Darüber hinaus haben sich die Apotheken - spätestens in der Corona-Pandemie - als niederschwelliger Anlaufpunkt für eine qualifizierte Ersteinschätzung erfolgreich bewiesen. Dies alles hilft am Ehesten, wenn sich jeder von uns schon im Alltag mit seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden befasst. Wer seinen Körper kennt und frühzeitig Symptome und Veränderungen wahrnimmt, der kommt sehr wahrscheinlich seltener in eine echte Notlage.
Natürlich braucht unsere Notfallversorgung auch grundlegende Reformen. Die verschiedenen Akteure in der Notfallversorgung könnten besser verzahnt und abgestimmt werden. Der Zugang zu einer fundierten Ersteinschätzung könnte durch weitere Kanäle und Akteure erleichtert werden. Für eine immer ältere Gesellschaft braucht es ganz bestimmt auch im Notfall mehr Hilfsangebote in der eigenen Häuslichkeit. Die Tatsache, dass der Rettungsdienst nur vergütet wird, wenn er die Patientinnen und Patienten im Anschluss an die Erstversorgung auch transportiert vergeudet sowohl im Rettungsdienst als auch in den Krankenhäusern unnötig Ressourcen. Und letztendlich müssen wir uns auch fragen, ob der Zugang zu einem wichtigen Medikament auch im Notfall nur über eine vorhergehende ärztliche Konsultation erfolgen darf. All diese Ideen liegen nun seit knapp zwei Wochen auf dem Tisch des Gesundheitsministers. Entworfen hat sie die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung, die durch den Minister auf Basis des Koalitionsvertrages der Ampelkoalition einberufen wurde. All diese Ideen haben das Potential die Versorgung zu verbessern, wenn wir uns darauf einlassen. All diese Ideen führen zu erheblichen Veränderungen für die Krankenhäuser, die niedergelassenen Ärzte, die Apotheken und die Rettungsdienste und ganz besonders für die Zusammenarbeit zwischen diesen Akteuren.
Für uns sind das gute Nachrichten, treten wir doch von Beginn an für eine bessere Zusammenarbeit und einen niederschwelligen Zugang für unsere Patientinnen und Patienten ein. Derzeit entwickelt das Team der MACH160 verschiedene Angebote für einen gesunden und körperbewussten Alltag. Unter dem Arbeitstitel „Gesundheitslounge“ finden sich dabei Expertinnen aus verschiedenen Professionen zusammen, um Ihnen einen Rahmen und eine Gemeinschaft für eine gesunde Lebensweise zu schaffen. Ein respektvoller Umgang mit der eigenen Gesundheit ist der beste Beitrag für eine funktionierende Notfallversorgung in unserer Stadt.