Krankenhausreform – Chancen oder Kahlschlag?

Die Versorgung wird sich verändern!
Erstellt von:Dehne, Nils
Erstellt am:19.02.2023
Aktualisiert am:30.05.2023, 20:39

In diesen Tagen schlagen die öffentlichen Debatten über die Reformideen des Gesundheitsministers Lauterbach für die Krankenhauslandschaft hohe Wellen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht aus den Bundesländern oder den Krankenhäusern Untergangs- oder Horrorszenarien prognostiziert werden. Auch für unsere Stadt wird das Ende zahlreicher Krankenhäuser vorausgesagt und die Sicherheit der Versorgung in Frage gestellt. Doch was ist tatsächlich dran an diesen Warnungen und was bedeutet das für die Versorgung vor Ort.

Der Gesundheitsminister hat eine sogenannte Regierungskommission, bestehend aus verschiedenen Expertinnen und Experten, mit vornehmlich wissenschaftlichem Hintergrund, damit beauftragt ein Konzept für eine zukunftsfähige Krankenhauslandschaft zu entwickeln. Aus seinen Zielen macht er kein Geheimnis: Weniger Ökonomie bei gleichzeitig höherer Qualität. Wie aber soll das gelingen, wenn viele Krankenhäuser schon heute kaum mehr überleben können, weil Personal fehlt, Patientinnen und Patienten wegbleiben und die Preise massiv gestiegen sind.

Die Regierungskommission schlägt eine Umgestaltung der Krankenhauslandschaft vor und empfiehlt dafür eine klare Rollenverteilung, die durch strenge Anforderungen an die Ausstattung und Strukturen der einzelnen Krankenhäuser festgelegt wird. Dadurch soll die Qualität der Versorgung gerade dort gesteigert werden, wo spezialisierte Expertinnen und Experten oder besondere Ausstattungen für eine hochwertige Versorgung erforderlich sind. Zur Reduzierung der wirtschaftlichen Zwänge unserer Krankenhäuser sieht das Reformkonzept die Einführung einer pauschalen und damit unabhängig vom tatsächlichen PatientInnenaufkommen gezahlten Vorhaltefinanzierung vor. Von einer Abschaffung des DRG-Systems oder einer Entökonomisierung kann dabei allerdings nicht gesprochen werden, weil diese Vorhaltefinanzierung im Regelfall weniger als 50% der Erlöse eines Krankenhauses ausmachen wird.

Gleichzeitig sollen kleinere Krankenhäuser vor Ort unter der Leitung von besonders qualifizierten Pflegekräften und in enger Abstimmung mit niedergelassenen Ärztinnen oder Ärzten die Versorgung und Betreuung immer dann sicherstellen, wenn Patientinnen und Patienten während der Behandlung nicht im häuslichen Umfeld verbleiben können aber nicht die technische und personelle Ausstattung eines großen Krankenhauses benötigt. Gerade in dieser Angelegenheit scheiden sich die Geister bei der Bewertung der Reformvorschläge.

Die emotionalen Reaktionen vieler Interessensvertretungen sind insofern nachvollziehbar, weil diese Vorschläge die Versorgung in unserem Land grundlegend verändern können. Wenn sich jedes Krankenhaus auf seine besonderen Stärken fokussiert, braucht es neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den Krankenhäusern. Patientinnen und Patienten müssen stärker als bisher darauf achten, ob das jeweilige Krankenhaus für die eigene Versorgung in der jeweiligen Situation zuständig und geeignet ist. Einrichtungen unter pflegerischer Leitung und unter Einbindung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte können eine wohnortnahe Versorgung ermöglichen, die eine schnelle Rückkehr in das gewohnte Umfeld ermöglicht und einen lückenlosen Übergang in der Behandlung garantiert.

Ob diese Reform ein Erfolg wird, hängt davon ab, ob wir uns auf neue Behandlungsabläufe und Versorgungsprozesse einlassen. Das gilt für die handelnden Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Therapeutinnen und Therapeuten genauso wie für die Patientinnen und Patienten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir in Zukunft weder über die notwendigen finanziellen als auch die wünschenswerten personellen Kapazitäten verfügen, um die Versorgung im Status quo fortzuführen. Auf Veränderungen müssen wir uns also in jedem Falle einstellen. Derzeit haben wir noch die Möglichkeit, diese Veränderungen aktiv mitzugestalten, in dem wir uns auf mehr Zusammenarbeit, mehr Spezialisierung und mehr Eigenverantwortung einlassen und lernen damit umzugehen.

Das Team der MACH160 geht mit diesem Anspruch und einem innovativen Konzept der Zusammenarbeit in der ambulanten Versorgung voran. Angesichts der anstehenden Reformen in der Krankenhauslandschaft werden auch wir den Dialog mit den umliegenden Krankenhäusern intensivieren und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit neu bewerten. Wir freuen uns auf die Möglichkeiten, die Gesundheitsversorgung der Zukunft aktiv mitzugestalten. Veränderungen sind unsere Chance!