Community Health Nurse

Anpacken statt abwarten
Community Health Nurse
Erstellt von:Nils Dehne
Erstellt am:24.07.2022
Aktualisiert am:31.01.2023, 16:34

Wissen Sie was eine Community Health Nurse macht? Der eine oder andere wird sicherlich direkt an die „Gemeindeschwester“ zurückdenken. Natürlich haben beide Berufsbilder heute nur noch wenig gemeinsam. Immerhin geht es bei der Community Health Nurse um eine akademisch ausgebildete Pflegekraft auf dem Level eines Master-Abschlusses. In vielen anderen Ländern werden Community Health Nurses für eine Betreuung und Begleitung von älteren und chronisch kranken Menschen in ihrer häuslichen Umgebung eingesetzt. Dementsprechend wäre die Tätigkeit bei uns zwischen hausärztlicher Versorgung und ambulanter Pflege anzusiedeln.

Die aktuelle Ampelkoalition hat sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, dieses Berufsbild auch in Deutschland flächendeckend zu etablieren (Community Health Nurses sollen keine Konkurrenz zu Hausärzten sein (aerzteblatt.de)). Vor einigen Tagen veröffentlichte der Deutsche Pflegerat ein erstes Positionspapier zu seinen Vorstellungen der Umsetzung (Microsoft Word - DPR_Positionspapier_Community Health Nurse (deutscher-pflegerat.de)). Demnach sollen die Community Health Nurses eine zentrale Rolle in der Steuerung der Versorgungsprozesse einnehmen und dabei einerseits Basisuntersuchungen und Routineverordnungen durchführen dürfen sowie präventiv mitwirken, in dem sie die Gesundheitskompetenz und Wahrnehmung entsprechender Angebote fördern.

Die Reaktion der niedergelassenen Ärzteschaft folgte nur wenige Tage später (14. Juli 2022 (zi.de)). Die ärztliche Interessenvertretung kritisiert die zusätzlichen Schnittstellen in der Versorgung und sieht die PatientInnensteuerung in der Hand der hausärztlich tätigen Ärztinnen und Ärzte richtig aufgehoben.

Natürlich geht es bei dieser unterschiedlichen Interessenslage mal wieder ums Geld. In Zeiten leerer öffentlicher Haushalte und hoher Defizite bei den gesetzlichen Krankenkassen erscheinen zusätzliche Leistungen und zusätzliche Finanzmittel in der Gesundheitsversorgung derzeit weitgehend ausgeschlossen. Dementsprechend wären neue Versorgungskonzepte mit einer Umverteilung von Finanzmitteln verbunden.

Gleichzeitig wissen jedoch alle Akteure des Gesundheitswesens, dass die zukünftigen Versorgungsbedarfe in einer immer älter werdenden Gesellschaft mit den bestehenden Strukturen weder personell noch finanziell aufrecht zu erhalten sind. Wir brauchen also neue Konzepte und eine effiziente Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure.

Dazu gehören patientennahe Betreuungsangebote, die auf eine gesunde Lebensführung und eine bedarfsgerechte PatientInnensteuerung ausgerichtet sind. Natürlich müssen diese Angebote eng in die ambulante Versorgung von HausärztInnen, Pflegediensten und Apotheken eingebunden werden.

Das MACH160-Konzept geht mit seinem integrierten Konzept beispielhaft voran. Durch das zentrale Praxis- und PatientInnenmanagement können wir einerseits die Abläufe und Zusammenarbeit der verschiedenen ÄrztInnen im Sinne unserer PatientInnen optimieren und gleichzeitig präventive Angebote bedarfsgerecht integrieren. Dadurch profitieren unsere Ärztinnen und PatientInnen gleichermaßen.

An dieser Schnittstelle könnte eine Communitiy Health Nurse den Unterschied machen. Durch die Weiterentwicklung der Praxisabläufe im Sinne der PatientInnen und zusätzliche Gesundheitsangebote wird aus einem Ärztehaus ein echtes Zuhause für die Gesundheit der Menschen vor Ort. Durch unseren PatientInnenverein schaffen wir auch den organisatorischen Rahmen für unsere eigene kleine Community.

Für diese Entwicklung suchen wir eine entsprechend ausgebildete Persönlichkeit, die genauso wie wir den Mut, die Kreativität und die Energie fürs Ausprobieren hat. Wir alle können nicht darauf warten bis die Koalitionspartner und die Interessenvertretungen den Weg für Veränderungen wirklich frei machen.