Der lange Weg zur hybriden Gesundheitsversorgung

Zusammen mit eCovery suchen wir Vorreiter
Erstellt von:Nils Dehne
Erstellt am:06.06.2022
Aktualisiert am:11.09.2022, 12:55

Seit Oktober 2020 können in Deutschland sogenannte „Digitale Gesundheitsanwendungen“ als Teil der Therapie durch Ärztinnen und Ärzte verschrieben werden. Derzeit sind rund 33 verschiedene „Apps auf Rezept“ beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gelistet. Damit stehen allen gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten in Deutschland neben den klassischen ärztlichen Interventionen, den bekannten Arzneimitteln, Heilmitteln – wie z.B. Physiotherapie - nun auch digitale Therapien für eine schnelle Genesung zur Verfügung. Damit übernimmt Deutschland eine ausgewiesene Vorreiterrolle in der Gesundheitsversorgung weltweit. Wir freuen uns sehr über diesen Mut zur systematischen Nutzung digitaler Möglichkeiten. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass wir tatsächlich eine hybride Versorgung erleben. Bisher scheinen die neuen digitalen Gesundheitsanwendungen sowohl auf Seiten der verordnenden Ärztinnen und Ärzte als auch bei den Patientinnen und Patienten als separate Therapiemaßnahme, wie die Einnahme von Arzneimitteln oder der regelmäßige Besuch bei der Physiotherapie zur Anwendung zu kommen. Anders als bei der Verschreibung von Arzneimitteln oder von Physiotherapie könnten die verantwortlichen ÄrztInnen durch die gewonnenen Daten aus der digitalen Anwendung wertvolle Erkenntnisse für die weitere Behandlung ableiten. Während Rückschlüsse auf die Therapietreue oder die Wirksamkeit der verordneten Leistungen bisher vielfach nur durch ausgewiesene Eigeninitiative der ÄrztInnen möglich war, werden diese Informationen in der digitalen Versorgung nun nahezu automatisch mitgeliefert. Voraussetzung ist, dass alle Akteure diese Daten konsequent nutzen, um die eigenen Leistungen bestmöglich auf den konkreten Behandlungsfall anzuwenden. Auf diese Weise könnten im besten Falle wirkungslose Therapieansätze schon nach kurzer Testphase verworfen werden, oder unnötige Leistungen frühzeitig vermieden werden. Wer diesen Gedanken weiter denkt, wird schnell auch die Sinnhaftigkeit einer digitalen Begleitung der Arzneimitteltherapie und der Physiotherapie erkennen. Auf diese Weise würden wir einer echten hybriden und damit vielfach auch datenbasierten Versorgung einen großen Schritt näherkommen. Wie weit wir in unserem Gesundheitssystem von dieser Vision noch entfernt sind, haben wir zuletzt mit dem Start-up-Unternehmen eCovery aus Leipzig diskutiert. eCovery ist mit der Vision einer hybriden Physiotherapie an den Start gegangen. Leider fehlt es trotz DIGAs noch an den notwendigen Vergütungsanreizen für hybride Versorgungsmodelle. Durch die Nutzung der eCovery-App könnte die therapeutische Versorgung mit Physiotherapieleistungen intensiver, effizienter und langfristiger ausgestaltet werden. Über die Ergänzung durch digital angeleitete Therapieeinheiten im Eigentraining zu Hause könnte die Zeit zwischen den Besuchen beim Therapeuten im Sinne der Genesung genutzt werden. Patientinnen und Patienten werden hierdurch befähigt, die für ihre Genesung essenziellen Übungseinheiten zuhause regelmäßig und kontrolliert durchzuführen. Gleichzeitig könnte der Therapiefortschritt beim nächsten Besuch auf Basis von konkreten Daten gemeinsam analysiert und diskutiert werden. Eine Folgeverordnung könnte zielgerichteter adressiert werden oder im Einzelfall auch vermieden werden, weil die PatientInnen mit digitaler Hilfe selbständig weiter an ihrer Genesung arbeiten können. So schön diese Ideen auch klingen, die bestehenden Vergütungsstrukturen in unserem Gesundheitssystem setzen bis heute keine Anreize für Verbesserungen, Einsparungen oder Innovationen im Versorgungsprozess. Unser Vergütungssystem betrachtet nicht den Versorgungsprozess und nicht die Gesunderhaltung, sondern den jeweils zuständigen Leistungserbringer und die Behebung des akuten Problems.

Damit wollen wir uns bei MACH160 nicht abfinden. Unser Konzept setzt auf eine prozessuale Zusammenarbeit und eine langfristige Gesunderhaltung. Die Digitalisierung schafft dafür die notwendigen Voraussetzungen. Darüber sind wir uns mit eCovery einig. Deshalb suchen wir gemeinsam innovative und mutige PhysiotherapeutInnen, die von Anfang an eine hybride Versorgung leben und denken wollen. Das gemeinsame Konzept sieht eine selbständige Niederlassung in den vollständig ausgestatteten Räumlichkeiten am Standort MACH160 vor. Durch die organisatorische Einbindung in das MACH160-Praxismanagement können wir die TherapeutInnen von vielen administrativen Aufgaben entlasten. Gleichzeitig bieten wir eine Plattform für den strukturierten digitalen Austausch mit den kooperierenden Leistungserbringern. Durch die Einbindung der eCovery-App in unserer Community können die TherapeutInnen eine digitale Betreuung der PatientInnen und Patienten über das übliche Maß hinaus erproben. Die gewonnenen Erkenntnisse wollen wir gemeinsam dazu nutzen, eine echte hybride Gesundheitsversorgung in Deutschland voranzutreiben.