Unsere Vision ist nicht skalierbar

Nicht das Konzept verbessert die Versorgung, sondern die Menschen
Erstellt von:Nils Dehne
Erstellt am:29.05.2022
Aktualisiert am:29.05.2022, 14:09

In den vergangenen Wochen sorgte ein Artikel im Handelsblatt für einige Aufmerksamkeit in den Fachkreisen der niedergelassenen Ärzteschaft. Darin kündigte ein Hamburger Start-Up-Unternehmen ein neues Konzept des Co-Working für Ärztinnen und Ärzte an. Das im März 2021 gegründete Unternehmen will bis Ende 2022 an fünf Standorten in Deutschland sogenannte „Eterno Hubs“ mit Platz für bis zu 20 Ärztinnen und Ärzte eröffnen. „Eterno“ kommt aus dem Spanischen und bedeutet ewig oder unendlich. Ob dabei das Geschäft mit den ÄrztInnen gemeint ist oder die Gesundheit der gemeinsamen PatientInnen und Patienten bleibt zunächst offen. Diese Frage werden wir bei Gelegenheit den Initiatoren dieses Projektes sicherlich auch persönlich stellen. Immerhin handelt es sich um ein ähnliches Konzept, wie bei uns in der MaCh160.

Es überrascht nicht, dass auf der Internetseite des noch jungen Unternehmens auch die Deutsche Apotheker und Ärztebank eG als Kooperationspartner genannt wird. Die Genossenschaftsbank der HeilberuflerInnen weist bereits seit vielen Jahren darauf hin, dass klassische Einzelpraxen für die nachwachsenden Generationen der Ärztinnen und Ärzte keine Zukunft mehr haben. Gleichzeitig wird die zunehmende Anzahl von Medizinischen Versorgungszentren in der Hand von Krankenhäusern von der Ärzteschaft mit großer Sorge betrachtet. Die apoBank, wie das Bankhaus im Eigentum der akademischen HeilberuflerInnen kurz genannt wird, verliert auf diese Weise ihr tradiertes Geschäftsmodell. Bis heute finanziert das Geldhaus mehr als 50 % der Praxisneugründungen und Praxisübernahmen. Auf der anderen Seite verbindet die Ärzteschaft mit MVZ in der Hand von Krankenhäusern, die wiederum selbst in der Hand von Kommunen, kirchlichen Organisationen oder aber privaten Investoren einen zunehmenden Einfluss von Kapitalinteressen in der ambulanten medizinischen Versorgung.

In dieser Situation scheint das Modell des Co-Working für ÄrztInnen von Eterno eine willkommende Alternative für beide Seiten. Wir freuen uns sehr darüber, dass unser MaCh160-Konzept nun auch in den Kreisen der Ärzteschaft größere Beachtung findet. Die Standorte und Praxisräume bei Eterno deuten auf einen etwas anderen finanziellen Hintergrund hin und unterstreichen deutlich die Zielgruppe der angesprochenen ÄrztInnen und auch PatientInnen. Mit bis zu 20 ÄrztInnen an einem Standort, die ihre medizinischen Fachangestellten selbst mitbringen müssen und Kosten für einen eigenen Praxisraum von bis zu 10.000 € pro Monat bleibt es spannend zu beobachten, ob das Konzept ausreichend Interesse bei den ÄrztInnen weckt und ob die Zusammenarbeit in dieser Größenordnung skalierbar ist. Damit wollen und können wir uns in der MaCh160 nicht messen, auch wenn das Konzept ganz ähnlich ausgestaltet ist.

Es ist nicht das Konzept oder das Objekt, dass die medizinische Versorgung verbessert, sondern es ist die Zusammenarbeit der mitwirkenden Menschen, die für eine gute Versorgung sorgen. Durch unsere überschaubaren Strukturen profitieren wir direkt von dem persönlichen Austausch der handelnden Personen. Eine digitale Vernetzung zwischen den Akteuren gehört genauso zu einer zeitgemäßen Zusammenarbeit wie eine moderne Infrastruktur mit optimalen Wegen und Räumen. Der Erfolg der Zusammenarbeit basiert allerdings auf dem gegenseitigen Vertrauen zwischen den Menschen. Dazu gehört das Bewusstsein für die Stärken und Schwächen der Mitwirkenden genauso wie gemeinsamen Werte und Ziele. Ein gemeinsames Verständnis von nachhaltiger Gesundheitsversorgung und die Begeisterung zur Eigenverantwortung für eine gesunde Lebensweise bei unseren Patientinnen und Patienten ist unser Alleinstellungsmerkmal. Das ist nicht skalierbar und schon gar nicht wirtschaftlich messbar.

Unsere Mitwirkende sind unsere Stärke. Deshalb suchen wir jederzeit interessierte und motivierte Mitstreitende aller Gesundheitsberufe und weitere Partner aus der unmittelbaren Umgebung, um unsere Visionen für eine gesunde Gemeinschaft in unserem Zuhause zu verwirklichen.